Schlechterdings

So, jetzt sitze ich hier und schreibe wildfremden Leuten, wie es mir derzeit ergeht. Eine befremdliche Vorstellung und doch irgendwie reizvoll. Und schon nach dem zweiten Satz muss ich überlegen: "Was will ich eigentlich mitteilen?". Im Grunde genommen will ich nur wissen, ob ich der einzige bin, der eigentlich alles hat und doch unzufrieden mit der Welt und vor allem sich selbst ist. Mit "der alles hat" meine ich, ich bin 29 Jahre alt (vor kurzem erst geworden), kerngesund, soweit ich das beurteilen kann, habe einen gut dotierten Job und eine Freundin, die mich über alles liebt und mich nächstes Jahr heiraten will. Und doch fühle ich mich unzufrieden, irgendwie unerfüllt. Woran das liegt kann ich nicht sagen, sonst hätte ich es schon längst abgestellt und würde mich meines Lebens freuen. Zugegeben, meistens tue ich das auch, nur manchmal habe ich so Tage wie heute, an denen ich mich aus unerfindlichen Gründen schlecht fühle. So richtig gut habe ich mich eigentlich das letzte Mal vor fast einem Jahr gefühlt. Da lief mir Nicole über den Weg und auf eine gewisse Art und Weise hat sie mich berührt. So sehr, dass daran fast meine Beziehung gescheitert wäre (zum damaligen Zeitpunkt war ich bereits mit meiner jetzigen Freundin liiert). Ich hatte keinen körperlichen Kontakt zu ihr, das will ich gleich mal klarstellen. Doch allein solche Gefühle für jemand anderen zu empfinden ist doch quasi auch ein "fremdgehen", oder? Und ich glaube, ihr ging es ähnlich. Doch auch sie befand bzw. befindet sich in einer Beziehung. Und verhielt sich weitaus stärker als ich. Denn sie stellte gleich klar, dass ein Beenden ihrer Beziehung nicht in Frage kommt. Bewundernswert.

Das Ganze ist jetzt schon fast ein Jahr her und wir haben uns seitdem auch nicht mehr gesehen (wir wohnen ca. 300 km voneinander entfernt). Doch an so Tagen wie heute muss ich an sie denken. Warum auch immer...